Zu Gast bei Kollegen in London
Kürzlich befanden sich zwei unserer Redaktionsteammitglieder in der Hauptstadt Großbritanniens – London.
Diese Chance nutzten sie gleich, um uns die präklinischen Notfallversorgung vom Vereinigten Königreich etwas näher zu bringen.
In Großbritannien wird der Rettungsdienst vor allem durch die NHS, den National Health Service organisiert. Seit der Einführung im Jahr 1948, gilt die NHS als das staatliche Gesundheitssystem des Vereinigten Königreiches und ist unter anderem auch für die notfallmedizinische Versorgung zuständig. Neben der NHS gibt es aber auch private und freiwillige Dienstleister und Organisationen im Rettungsdienst.
Für alle Bürger*innen des Vereinigten Königreiches ist die Versorgung im Übrigen kostenlos, für Reisende und andere Personengruppen könnten Gebühren entstehen.
Auch im Vereinigten Königreich ist der Rettungsdienst über diverse Notrufnummern erreichbar. Neben der uns bekannten Notrufnummer 112, welche fast gänzlich in Europa gängig ist, greifen die Briten jedoch bei lebensbedrohlichen Notfällen auf die Notrufnummer 999 und bei nicht lebensbedrohlichen Notfällen auf die 111 zurück.
Die rettungsdienstlichen Ausbildungen im Vereinigten Königreich unterscheiden sich ein Stück weit zu den deutschen Ausbildungen.
Der Paramedic in Großbritannien absolviert einen 4-jährigen Studiengang, wohingegen der seit 2014 bestehende Notfallsanitäter aus Deutschland eine 3-jährige duale Ausbildung durchläuft.
Zusätzlich können sich die Paramedics im weiteren Berufsverlauf spezialisieren, beispielsweise zum Advanced Paramedic practitioners in Critical Care (APP-CC). Diese werden zusätzlich zu lebensbedrohlichen Notfalleinsätzen mitalarmiert, um mit einem größeren Fachwissen und speziellen Medikamenten Einheiten zu unterstützen.
Der EMT (Emergency Medical Technician) ist das Gegenstück zum deutschen Rettungssanitäter. Beide verfügen über eine 360-stündige Grundausbildung. Im Gegensatz zu Deutschland ist in Großbritannien eine 96-stündige Ausbildung zum Ambulanceman und die einjährige Arbeit als dieser Voraussetzung, um die Ausbildung als EMT beginnen zu können.
Die Rettungswagen im Vereinigten Königreich sind so ausgestattet wie die deutschen Rettungswagen und mindestens mit einem Paramedic als medizinisch verantwortliche Person besetzt. Zur Unterstützung bei medizinischen Maßnahmen dienen auch hier meist die EMT´s.
Als Besonderheit fungieren hier zusätzlich in manchen Großstädten aufgrund vom starken Verkehrsaufkommen Fahrrad- und Motorradstaffeln als unterstützende Einheiten.
Des Weiteren werden landesweit rettungsdienstliche Spezialeinheiten mit speziell ausgebildeten Rettungskräften für Intensivtransporte, besonders schwere Notfälle, Luftrettung, Großschadens- und Amoklagen vorgehalten.
Allein in London muss der LAS (London Ambulance Service NHS) mit seinen rund 5.500 Mitarbeiter*innen, welche auf 70 Rettungswachen verteilt sind, jährlich circa eine Million Notfalleinsätze und 1,8 Millionen Krankentransporte bewältigen. Allein an den Einsatzzahlen gemessen, gilt der Londoner Rettungsdienst nach New York zum zweitgrößten Rettungsdienst der Welt.
Um diese Menge an Notfalleinsätzen abarbeiten zu können und den Menschen in stark lebensbedrohlichen Lagen suffizient und schnell helfen zu können, werden Krankheitsbilder und Verletzungsmuster nach Lebensbedrohlichkeit kategorisiert. Je schwerer ein Patient erkrankt bzw. verletzt ist, desto schneller bekommt er medizinische Hilfe durch einen Rettungswagen.
So dauert es im Schnitt rund 7 Minuten, bis ein Rettungswagen auf einen Herzkreislaufstillstand reagiert, aber bis zu 120 Minuten, wenn der Patient leichte Schmerzen zum Beispiel nach einem Sturz aufweist.
Weitere Informationen zum NHS und dem britischen Rettungsdienst findet ihr hier: